Martina Mattes

Drei Kurzgeschichten enthält das schmale Bändchen mit dem aufwendig-auffälligen Cover. In der ersten, "Was wir in den Sommerferien gemacht haben", geht es um Geschwister. Sie und die Eltern machen Ferien in Cape Cod, wo am Strand eine eklige Qualle liegt. Statt einen großen Bogen zu machen, nehmen die Kinder den Kadaver mit nach Hause und überraschen die Eltern auf besondere Weise. "Totenwache" handelt von dem Ehepaar Aaron und Tara Montalvo und ihrer toten Tochter Lily. Tara ist über den Verlust gefangen in einem Albtraum und untröstlich, bis Aaron zur Selbsthilfe greift. In der titelgebenden letzten Erzählung stehen Ryan McCormick und ein kleines Mädchen aus der Nachbarschaft im Zentrum sowie der Alkohol, der hilft, "das Monster des Vergessens" heraufzubeschwören. Schon auf der ersten Seite erkennt man, dass Kristen Roupenians Debüt "Cat Person" (ID-A 5/19) kein Zufallstreffer war. Auch in "Milkwishes" gibt es etliche gestörte, fiese oder kaputte Figuren. Sie bescheren der Leserschaft eine eher dunkle als freudvolle Stimmung. Wer ein Faible für diese Art von Literatur hat, der ist hier genau richtig.

In der Sammlung aus drei komplexen Kurzgeschichten dreht sich alles um die Themen Kinder und Familie. Unangenehme Überraschungen im Familienurlaub, eine tote Tochter und Alkohol als Mittel zum Vergessen spielen eine Rolle. Die Geschehnisse sind seltsam, skurril oder einfach nur traurig.