Seit Jahren beschäftigt sich der 91-jährige Schweizer Psychoanalytiker mit den Ursachen von Liebesunfähigkeit, Gewalt, Hass - den Voraussetzungen für Autoritätsgläubigkeit und verblendeten Gehorsam (zuletzt "Dem Leben entfremdet", ID-G 22/13). In vorliegendem Großessay geht Gruen den Erscheinungsformen, Ursachen und der Pathologie des Gehorsams nach und weist Wege aus dem reflexhaften, fast schon blinden Gehorsam. Für Gruen zählt der Gehorsam, angelegt beim Kleinkind, zu den Fundamenten der Zivilisation: Er veranlasse uns, Obrigkeiten nicht infrage zu stellen, verleite uns zur Hinwendung zu vorgegebenen, nicht mehr hinterfragten Programmen und Programmierungen und mache uns schließlich, allen rationalen Einwänden zum Trotz, unfähig, selbst zu denken und selbstbestimmt zu handeln. Den Ausweg aus der Pathologie von Macht, destruktiver Autorität und kritiklosem Gehorsam sieht Gruen nicht vorrangig auf der Verstandes-Ebene, sondern in der Ausbildung und Ausübung von Mitgefühl und menschlicher Zuwendung. - Eine weitere, psychologisch und philosophisch grundierte Zivilisationskritik - breit empfohlen. (3) (Uwe-Friedrich Obsen)

Der 91-jährige Schweizer Psychoanalytiker geht den Erscheinungsformen, Ursachen und der Pathologie des Gehorsams nach und weist Wege aus der destruktiven Autoritätsgläubigkeit. (Uwe-Friedrich Obsen)